Wissenschaftler warnt Regierung vor Gesundheitsschäden durch genveränderte Organismen

31. Januar 2014

Ende 2013 überreichte Dr. David Schubert einen Brief an den mexikanischen Präsidenten Peña Nieto sowie den Umwelt- und den Landwirtschaftsminister. Darin fasste er eine Reihe schwerwiegender Gesundheitsfolgen zusammen, die mit der Aussaat und dem Konsum von Genmais in Verbindung stehen. Aufgrund der vorgelegten Informationen und der Qualifikation des Autors ist dies von großer Bedeutung.

Das Gift der Bakterie Bacillus Thuringiensis (Bt)

Schubert besitzt einen Doktortitel in Immunologie und ist Professor am Salk-Institut für Biologische Studien in San Diego, Kalifornien. Das Institut wird als eines der weltweit besten medizinischen Forschungsinstitute angesehen. Schubert verfügt über Wissen aus erster Hand über Molekulargenetik, Toxikologie und Sicherheitstests mit neuen chemischen und biologischen Stoffen. In Wissenschaftszeitschriften hat er mehrere Texte über die Auswirkungen von gentechnisch veränderten Pflanzen auf die menschliche Gesundheit veröffentlicht.

Alle kommerzialisierten, gentechnisch veränderten Pflanzen auf der Welt – auch

jene, die Unternehmen gern in Mexiko anbauen wollen – weisen vor allem zwei Merkmale auf: es sind Pflanzen die resistent sind gegen Herbizide und es sind Pflanzen, die Insektizide, konkret: das Gift der Bakterie Bacillus Thuringiensis (Bt), enthalten.

USA: Empfohlene Sicherheitstests, die es nie gab

Schubert erwähnt, dass die US-Umweltschutzbehörde (EPA)

ausgiebige Sicherheitstests mit Bt-Pflanzen empfahl. Doch aufgrund des Fehlens von Gesetzen, die strenge Sicherheitsproben für gentechnisch veränderte Nahrungsmittel in den USA hätten vorschreiben können, geschah dies nie. In den USA ist kein Nachweis nötig in dem festgestellt wird, dass ein gentechnisch verändertes Nahrungsmittel ungefährlich für den menschlichen Konsum ist.

Das ist ein wichtiger Fakt, denn außer in Europa verlangt keine nationale Regulierungsbehörde für Transgene eigene Nachweisproben, geschweige denn, führt sie selbst durch. Die Mehrheit richtet sich an den Genehmigungen in den USA aus und tut so, als ob dies ausreichend wäre.

Allergien, Entzündungen und Schädigung der inneren Organe

Schubert dokumentiert, dass bei LandwirtInnen, die Genpflanzen anbauen und dem Bt-Gift ausgesetzt waren, Allergien und andere Krankheiten nachgewiesen wurden. In Bezug auf Mexiko führt er an, das Risiko bei einer Genehmigung der Aussaat von Genmais würde sich exponentiell erhöhen. Denn dieser Mais würde direkt von der Bevölkerung konsumiert werden (im Unterschied zum derzeit importierten Mais, der mehrheitlich als Viehfutter und für industrielle Verarbeitungsprozesse verwendet wird).

Durch den direkten Konsum wären die Konzentration und die Menge aktiver Bt-Gifte, die Menschen mit dem Bt-Mais aufnehmen würden, jedoch noch viel höher als die Niveaus, denen sich LandwirtInnen aussetzen. Es gibt Nahrungsexperimente mit Bt-Mais bei Ratten und Schweinen. Der Mais verursacht Entzündungen in Magen und Gedärm. Andere Tests zeigen Schäden in Gewebe, Blut, Leber und Nieren auf.

USA: Kaum direkter menschlicher Verzehr von Bt-Mais

Die Industrie, so versichert Schubert, verbreite den Mythos, es gäbe keine Krankheiten in den USA, die mit dem Bt-Mais in Verbindung stehen. Dieser müsse deshalb gesund sein. Doch dies ist nicht wirklich untersucht worden. Zudem geht der Mais in den USA mehrheitlich nicht in den direkten Verzehr.

Er wird als Viehfutter sowie für die Herstellung von Öl, Sirup und Ethanol benutzt. Alles Produkte, die kein Bt-Protein enthalten. Der kleine Teil, der in den menschlichen Konsum geht, wird für mit Frittierfett zubereitetet Pfannengerichte und stark verarbeitete Snacks verwendet. Diese machen jedoch nicht den Großteil der Ernährung aus.

Mexiko: Viel direkter menschlicher Verzehr von Mais

Ein enormer Unterschied zu Mexiko, wo der Mais nur wenig verarbeitet und in hunderten kulinarischer Formen konsumiert wird. Die Wechselwirkungen sind nicht bekannt, doch sind potentielle chemische Veränderungen des Bt-Proteins mit unbekannter Toxizität und Immunantwort zu erwarten.

Dies wird mit der transgenen Verunreinigung verschlimmert, welche eine unvermeidbare und unumkehrbare Folge der Aussaat ist. Das Bt-Toxin wird dann in vielen, nicht transgenen Maissorten präsent sein und die Gesundheitsrisiken erhöhen.

Schubert weist zusätzlich darauf hin, dass Glyphosat, das am meisten mit den genetisch veränderten Pflanzen – und oft Bt-Pflanzen - benutzte Herbizid bekanntermaßen giftig ist. Es werde aber außerdem in der Verbindung mit Tensiden benutzt, die angewandt werden, um die Pflanze schneller zu durchdringen. Diese werden allerdings keinen Unbedenklichkeitsprüfungen unterzogen, obwohl sie in der angewandten Formel häufiger vorkommen als das Herbizid selbst.

Gesundheitsschäden durch das Herbizid Glyphosat

Es handelt sich um einen Chemiecocktail, der von den Pflanzen absorbiert wird und nicht abgewaschen werden kann. Er verbleibt in den Pflanzen, die zum Verzehr bestimmt sind. Dieser Fakt ist mit unterschiedlichen Krankheiten in Verbindung gebracht worden, einschließlich des Auftretens von Tumoren.

In Ländern wie Argentinien, mit ausgedehntem Anbau von Gensaaten ist der exponentielle Anstieg von Leukämie, Fehlgeburten, missgebildeten Föten und Babies in Gebieten in der Nähe von besprühten Feldern nachgewiesen. Die Missbildungen sind auch bei Amphibien aufgetreten, die dem Glyphosat in viel geringerem Ausmaß durch Wasserverunreinigung ausgesetzt waren. Auch dieses Wasser wird in vielen Fällen konsumiert. Schubert führt aus, dass Glyphosat immer weniger wirkt, denn mit den gentechnisch veränderten Pflanzen werden auch die Unkräuter resistent, weswegen „das nächststärkere angewandte Herbizid auf der Liste das Herbizid 2.4-D ist, das bekanntlich krebserregend ist“, so Schubert.

Schubert sieht im Genmais enorme Gesundheitsgefährdung für MexikanerInnen

In seinem Brief, den er mit ausgiebigen Verweisen untermauert, kommt Schubert zu dem Schluss, dass Genmais keinerlei Vorteile für sein Land mit sich bringt. Vielmehr stelle er jedoch eine enorme Gefahr für die Gesundheit der MexikanerInnen dar (http://www.yonoquierotransgenicos.cl/wp-content/uploads/2014/01/DavidSchubertCarta-1.pdf).

Die mexikanische Vereinigung Gesellschaftlich Engagierter WissenschaftlerInnen UCCS (Unión de Científicos Comprometidos con la Sociedad) übergab Schuberts Dokument gemeinsam mit weiteren 23 wissenschaftlichen Arbeiten, welche die Risiken des Genmaises und anderer Transgene für Gesundheit, Biodiversität, Kultur und Souveränität belegen und während der thematischen Anhörungen des Permanenten Völkertribunals (TPP) im November 2013 in Mexiko vorgestellt worden waren.

Die internationale Jury des TPP empfahl angesichts der vielfältigen Risiken und der damit einhergehenden Rechtsverletzungen das Verbot von Genmais in Mexiko.

*Forscherin der ETC Group