Mario Luna, der vor einem Jahr verhaftete Führer des Yaqui-Stammes im Bundesstaat Sonora ist seit dem 23. September wieder ein freier Mann. Fernando Jiménez, sein Mitstreiter im Kampf für die Wasserrechte der Yaqui, war bereits einen knappen Monat zuvor aus der Haft entlassen worden. Die beiden waren von der Mitte September aus dem Amt geschiedenen Regierung des Gouverneurs Guillermo Padres von der konservativen Partein der Nationalen Aktion (PAN) mit fadenscheinigen Argumenten der Freiheitsberaubung und des Raubs angeklagt worden, das Justizwesen spielte mit. Luna und Jiménez galten jedoch als politische Häftlinge. Sie führten die Proteste der Yaqui gegen den Bau und Betrieb eines Aquäduktes im Bundesstaat an. Die trotz teilweise anderslautender Urteile von Bundesgerichten konstruierte und in Betrieb genommene Pipeline entnimmt dem Yaqui-Fluss einen Teil seines Wassers und leitet es in die Landeshauptstadt Hermosillo. Dagegen gibt es nicht nur in den direkt betroffenen Landkreisen und bei den acht Yaqui-Völkern des Bundesstaates, sondern ebenso den Landwirten Sonoras allgemein grosse Bedenken. Die Yaqui selbst berufen sich auf unter Präsident Lázaro Cárdenas (1934-1940) per Dekret zugesicherte Wasserrechte.
Es ist kein Zufall, dass die Freilassungen mit der Amtsübernahme der neuen Gouverneurin Claudia Pavlovich Arellano zusammenfallen. Die Politikerin von der Revolutionären Institutionellen Partei (PRI) des mexikanischen Präsidenten Peña Nieto gewann die Wahlen im Juni weniger aufgrund eigener Verdienste sondern vor allem, weil die Bevölkerung Sonoras der korrupten und autoritären Amtsführung Padres überdrüssig war. Pavlovich hatte im Wahlkampf immer wieder versprochen, ein demokratisches und transparentes Sonora zu garantieren. Für die Freiheit von Luna und Jiménez demonstrierten im Bundesstaat noch im Oktober 2014 nach Medienberichten bis zu 30 000 Personen. Unter Mitwirkung von Amnesty International und weiteren Organisationen gab es eine internationale Kampagne für die beiden. Ohne eine baldige Haftenlassung der beiden Yaqui-Führer hätte die neue Gouverneurin sofort politisches Kapital verspielt.
Nun gibt es leichte Hoffnungen, dass der Betrieb des Aquäduktes eingestellt werden könnte. Mario Luna kündigte direkt nach seiner Rückkehr in seinen Heimatort Vícam an, sich wieder dafür einzubringen. Im Gefängnis versuchte er, so weit wie möglich auf dem aktuellen Stand der Ereignisse in Sonora und in Mexiko zu bleiben. „Es kündigt sich ein noch stärkerer Raub der Naturresourcen der indigenen Völker an“, warnte er. Die Padres-Regierung hatte das Aquädukt mit der Wasserversorgung der Haushalte in der Landeshauptstadt Hermosillo begründet. Die Trinkwasserversorgung müsse Vorrang vor der landwirtschaftlichen Nutzung haben. Die Kritiker des Aquäduktes haben allerdings von Anfang an versichert, das Wasser werde vor allem von der Bier- und Automobilindustrie in Hermosillo verwendet. Nicht nur den Yaqui würden Rechte entzogen, sondern generell vielen Landwirten Sonoras die Existenzgrundlage.